
… doch warum dann nicht die vielen Menschen auf der Erde? So oder so ähnlich hört man es doch immer wieder in den Gesprächen Land auf Land ab. Eine merkwürdige Umkehr des Anspruches. Der eigene Reichtum wird als „verdient“ und gerechtfertigt empfunden und die Probleme dieser Welt sind die Angelegenheit des „lieben Gottes“.
Gerne verweist man dann auf die Bibel, die plötzlich große Relevanz zu haben scheint:
26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie ⟨doch⟩. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? Elberfelder Bibel (Witten; Dillenburg: SCM R. Brockhaus; Christliche Verlagsgesellschaft, 2016), Mt 6,26.
Ein klarer Fall von Schuldumkehr. So ähnlich argumentierte schon Adam und Eva nach dem Sündenfall „… die Frau, die du mir gegeben hast … Und die Frau sagte: Die Schlange hat mich getäuscht …“ weisen reflexartig die Schuld von sich auf einen Anderen. In diesem Fall sogar auf Gott selbst.
Die Faktenlage
Schauen wir doch einmal den Fall genauer an. Da hatte Gott eine gute Idee und sprach mal eben so in die Unendlichkeit hinein und alles, was wir kennen oder auch noch nicht kenne kam in Existenz. Planeten, Galaxien, Tiere, Ozeane und noch mehr wurde geschaffen. Ein Garten wurde erstellt und in diesen der Menschen gesetzt, um diesen zu bewirtschaften und in Gemeinschaft mit Gott ewig (= ohne Zeit) zu leben.
Diese Welt kannte keinen Mangel, keinen Tod und keinen Hunger oder Krankheit. Gottes Gedanken waren so vollkommen aufeienander und auf die Schöpfung abgestimmt, daß dies noch heute „das Paradies“ genannt wird. Und Menschen haben eine tiefe Sehnsucht nach dieser Vollkommenheit – auch heute noch.
Gott kann hier kein Vorwurf gemacht werden. Es war alles vollkommen. Problem war aber, daß der Menschen gesündigt hatte. Im Klartext: Es gab EINE Regel: Der Mensch hatte alle Freiheit und alle Möglichkeiten der Gestaltung seines Lebens und des Gartens. Dazu hatte er auch alle Zeit der Welt, da er den Tod nicht zu fürchten brauchte; er lebte endlos = ewig.
Keine Freiheit ohne Wahl
Der vermeintliche Schwachpunkt hier ist also „der Baum der Erkenntnis“. Alles war erlaubt, doch das Essen von diesem Baum war es nicht. Warum denn diese „Falle“? War es nicht gemein von Gott, so einen Baum in den Garten zu pflanzen? Nein, im Gegenteil. Der Baum stand dafür „Pate“, daß die Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen auf Freiwilligkeit und Liebe und Vertrauen basierte. Hat man keine Wahl, dann ist man nicht frei. Eine Alternative war schon erforderlich, um Freiheit leben zu können. Und Gott kannte das Risiko, wußte um den Ausgang und DENNOCH ging Er sehenden Auges in diese Schöpfungsgeschichte ein. Warum? Es ist Teil Seines Wesens. Krativität, Schöpfungskraft ist Sein Wesen. Und genauso hat Er auch den Menschen ebenbildlich geschaffen.
Wir stellen also fest: Gott versorgte die Menschen vollständig und niemand kannte Hunger oder Mangel. Doch die Versuchung war zu groß. Obwohl der Garten gigantisch groß war, war der Reiz des Verbotenen doch groß genug, sich in der Nähe aufzuhalten. Die verbotenen Früchte des Nachbarn erscheinen heute noch so manch einem Menschen als die Besseren zu sein.
Die Folgen der verlorenen Freiheit
Nach dem Sündenfall wurden die Menschen sterblich. Der schier endlose Luxus und Überfluß war dahin, weil der Mensch den Garten verlassen mußte. Statt dessen begann die „Mühe des Ackers“ und die „Schmerzen der Geburt“. Das Leben wurde mühsam. Hier finden wir uns wohl nicht selten wieder. Streß und Mühsal kennen alle Menschen mehr oder weniger.
Jeder schaut auf das Seine und sucht danach sein „Schärflein ins Trockene zu bringen“. Wenn es da nur um Grundbedürfnisse ginge, dann wäre dies vielleicht noch zu verstehen. Doch der Verlust der himmlischen Zufriedenheit des Paradieses läßt die Gier in uns um sich greifen. Denken wir an die wachsende Zahl der Milliardäre, dann denken wir aber zu kurz und nur politisch.
Diese Gier nach mehr, nach Leben, nach Fülle ist in jedem Menschen tief verwurzelt. Die Bibel nennt dieses Prinzip schlicht SÜNDE (harmatia). Übersetzt aus den Urtexten hebräisch und griechisch genauer gesagt ZIELVERFEHLUNG. Nicht eine einzelne Tat läßt uns in die Irre gehen, sondern diese Grundhaltung führt uns am Ziel vorbei. Wir fliegen durch die zeit, doch am Ende steht, was wir gewählt hatten. Mit Gott oder ohne Gott zu leben.
Brot ist nicht alles
Darum ist die einleitende Frage auch viel zu eindimensional. Dieser Planet hat genug „Brot“ für alle. Die Verteilung ist das Problem. Die Frage ist auch nicht eine Sache des Fleißes. „Ich habe viel, weil ich so fleißig bin“ ist zweifellos eine Lüge. Denn der Bauer in der dritten Welt arbeitet ebenso hart und erntet vielleicht nur soviel, daß es zum Überleben reicht. Gleichzeitig sitzt der Milliardär und scheffelt zu seinem Vermögen weitere riesige Summen. Doch hat auch er nur 24 Stunden am Tag, wo er arbeiten könnte. Sein „Geld arbeiten zu lassen“ ist eine Illusion – oder besser gesagt Lüge. Das Geld arbeitet nie. Es arbeiten immer Menschen für Geld. Und der Reiche erntet hier am Fleiß der Anderen, indem er Geld verleiht und Zinsen einfordert.
Ein kompliziertes Thema und verfängliches System. Hier soll auch garnicht politisch argumentiert werden. Vielmehr wollen wir einmal wieder Gottes Wort befragen und hören, was dieser zu sagen hat:
Er (Jesus) aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.« Elberfelder Bibel (Witten; Dillenburg: SCM R. Brockhaus; Christliche Verlagsgesellschaft, 2016), Mt 4,4.
Hier rückt der Sohn Gottes die Verhältnismäßigkeit wieder zurecht. Er weiß sehr wohl um den Wert des Brotes. Immerhin hat Jesus nach 40 Tagen Fasten Hunger bekommen und wußte, was echter Hunger ist (Hunger ist nicht dasselbe wie Appetit).
Dennoch lenkt er die Konzentration auf das Wichtigere: das Leben. Und er spricht nicht von den biologischen Leben als Existenz, sondern dem Urquell des Lebens, den wir nur in Gott finden können. War da nicht noch ein Baum im Paradies, der nach dem Sündenfall bedeutsam wurde? „Daß sie nicht essen vom Baum des Lebens“ ist aber dennoch wieder möglich geworden. Nicht der Zugang in das verlorene Paradies. Der Zugang zu Gott erfolgt alleine durch das Vertrauen in den Sohn Gottes. Wer an den Sohn glaubt, ihm vertraut, der hat das ewige Leben.
Und dann erlebt der Menschen, daß Gott das Leben und dies in der Fülle schenkt. Nicht äußerliche Dinge (Reichtum) sind hier Maßstab. Leben, welches in uns überfließend satt macht. Brot ernährt nicht die Seele und kann geistlich nicht weiterhelfen. Doch wer hier die Prio erkennt und sich der Quelle des Lebens öffnet, der wird in das Bild Jesu verändert (so soll es sein) und wie Jesus auch, so fließt dann auch echtes Brot zu den Hungrigen. Nicht umsonst sind die effektivsten Missionsdienste der Welt eng mit dem christlichen Glauben verknüpft. Hier haben Menschen aus dem Bedürfnis Gottes heraus die Hungrigen gespeist, ausgebildet und einen Sinn für die Ewigkeit vermittelt. Brot und Güte gehören zusammen.
Zurück zur ersten Frage. Gott hat schon längst Abhilfe geschaffen. Noch läßt er es regnen auf Gerechte und Ungerechte. Alle dürfen ernten und essen, doch das LEBEN schenkt Gott nur dem, der danach fragt, wie der Theologe Nikodemus im Johannes Evangelium 3 hören muß:
16 Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richtet, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des einzigen Sohnes Gottes. Elberfelder Bibel (Witten; Dillenburg: SCM R. Brockhaus; Christliche Verlagsgesellschaft, 2016), Joh 3,16–18.